Bildung und Beratung vor Ort


Die Volkshochschule Oldenburg engagiert sich bereits seit vielen Jahren mit unterschiedlichsten Projekten im Stadtteil Bloherfelde, wo viele Menschen mit Unterstützungsbedarf leben. Letztes Jahr gab es wieder ein mehrteiliges Lern- und Beratungsangebot im Stadtteiltreff Bloherfelde im Rahmen des Projektes „BiBer 2.0“, das vom Land Niedersachsen gefördert wurde. Es wurde eine Offene Lernwerkstatt, ein Sprach- und Lesecafé, eine PC-Lernwerkstatt und ein Lese- und Schreibservice-Büro angeboten.

Insgesamt 25 Personen interessierten sich für die Lernangebote im Stadtteiltreff. Sie nahmen unterschiedlich häufig teil und die Hälfte besuchte alle drei Angebote. Regelmäßig haben 14 Teilnehmende die Lernangebote wahrgenommen. Alle Teilnehmenden hatten einen Migrationshintergrund und bis auf einen Mann waren es alles Frauen. Aufgrund der Corona-Pandemie fand im Frühjahr kein Gruppenangebot statt, sondern es wurden zu jedem Kurstag Einzeltermine vergeben. An einem Kurstag konnten max. vier Personen hintereinander kommen. Teilnehmende, die zu Hause bleiben mussten, wurden mit Hausaufgaben versorgt und konnten am darauffolgenden Termin wieder in Präsenz lernen.

In der PC-Lernwerkstatt schrieben die Teilnehmenden Kurzporträts, woraus das Heft „Mein Weg nach Oldenburg“ entstanden ist. Zehn Frauen, inklusive der Dozentin Tanja Parvez, erzählen in ihren Kurzporträts über ihre Herkunft, geben Einblicke in ihr bisheriges Leben und äußern ihre Wünsche für die Zukunft. Jede Frau schrieb den Text auf Deutsch und übersetzte ihn in ihre Muttersprache bzw. ließ den Text übersetzen, wenn sie in der Muttersprache nicht alphabetisiert war. Frau Parvez illustrierte die Texte und gestaltete das Layout. Es wurden 150 Hefte gedruckt, um sie im Stadtteiltreff zu verteilen. Die Frauen waren sehr stolz auf ihre Leistung.

Zum Ende des Projektes wurden die Teilnehmenden zu ihren Lernfortschritten befragt. Die Teilnehmenden sagten, dass sie sich im Lesen, Schreiben und Deutschsprechen verbessert haben. Einige nahmen ihre Fortschritte mehr beim Lesen wahr und gaben an, ihren Kindern jetzt etwas vorlesen zu können. Sie haben durch die Lernangebote mehr Kontakt zu anderen Menschen gewonnen und können mehr ohne Hilfe, zum Beispiel: Briefe alleine schreiben, selbstständig Termine vereinbaren, selbst im Internet Informationen recherchieren oder sich per Telefon bewerben. Die Bildungsangebote im Stadtteil erwiesen sich als wichtige Lernmöglichkeit für Mütter mit Kleinkindern, die an einem regulären Kurs nicht hätten teilnehmen können.

Das Lese- und Schreibservice-Büro öffnete einmal in der Woche und wurde im Laufe des Jahres 114 Mal in Anspruch genommen, davon wurden 28 Beratungen digital durchgeführt. Digitale Beratungen konnten gut umgesetzt werden. Die Hilfesuchenden schickten zum Teil Briefe als Foto über WhatsApp oder schrieben E-Mails. Anschließend wurde telefoniert. Im Laufe des Jahres nutzten einzelne Personen die Beratung auch öfter. Im Durchschnitt fanden drei Beratungen pro Termin statt. Zum Teil kamen die Personen mit mehreren Anliegen. Folgende Themen waren Beratungsgegenstand:

Thema
Anzahl
Schriftverkehr Jobcenter / Arbeitsamt (Antrag, Weiterbewilligung, Mitwirkung…)
28
Schriftverkehr Krankenkasse (Kostenübernahme, Kur, Krankengeld)
17
Schriftverkehr Schule, KiTa (An- u. Abmeldung, Elternbriefe)
13
Bewerbungen und Stellenanzeigen suchen
10
Rentenantrag
8
Briefe vorlesen und erklären (andere Themen als hier genannt)
8
Online-Termine buchen
7
Schriftverkehr Sozialamt (Hartz IV, Abrechnungen)
6
Beschwerden und Reklamationen
6
Schriftverkehr Familienkasse (Kindergeld, Unterhalt, Elterngeld)
4
Bankangelegenheiten
4
Mietangelegenheiten
4
GEZ-Gebühren
4
Versicherungen
4
Lernberatung und Kursanmeldung
3
Vollmachtserteilung
3
Schriftverkehr Ausländeramt
3
Internetkauf, Zugfahrkartenkauf, Vermisstensuche, Beantragung Kinderreisepass, Vermittlung eines Übersetzers
je 1x

Die Auflistung der Beratungsanlässe zeigt sehr gut, welche Formulare besonders oft Schwierigkeiten bereiten und wobei häufig Hilfe benötigt wird. In den Schulen des Stadtteils wurde ein zweisprachiges Infoblatt zum Beratungsangebot verteilt und die Hilfe bei Elternbriefen und Schulformularen betont, so dass auch häufig Frauen mit Briefen von der Schule oder der Kita kamen. Hebammen sind ebenfalls wichtige Multiplikatoren, da sie Patientinnen betreuen, die Unterstützung bei den Anträgen auf Kinder- und Elterngeld brauchen. Bei der Lernberatung wurde auf bestehende Lernangebote aufmerksam gemacht, Kurse herausgesucht, Prüfungsbedingungen erläutert und auch Kontakt zu anderen Beratungsstellen oder der VHS als Bildungsträger hergestellt.

In diesem Jahr bietet die Volkshochschule im Stadtteilt Bloherfelde einen Sprachkurs für geflüchtete Frauen an. Die PC-Lernwerkstatt für Erwachsene wird fortgesetzt und beide Angebote werden wieder mit Mitteln des Landes Niedersachsen finanziert.