Das Kreuz mit der Wahl

Weil sie nicht richtig lesen und schreiben können, dürften bei der Bundestagswahl vier Millionen Menschen in Deutschland – davon vermutlich rund 8.000 allein in Oldenburg – Schwierigkeiten damit haben, ihren Stimmzettel auszufüllen. Bei einer dreiviertel Million Wählerinnen und Wählern könnte die Lesekompetenz sogar so mangelhaft sein, dass sie ohne fremde Hilfe überhaupt nicht wählen können. Dies haben vorsichtige Schätzungen des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) anlässlich des Weltalphabetisierungstages am 8. September ergeben.

In der Intensivlerngruppe des ABC-Projektes und in den Alphabetisierungskursen der VHS Oldenburg beschäftigen sich die Lernenden trotz Politikverdrossenheit („Die da oben machen sowieso was sie wollen!“) intensiv mit der bevorstehenden Bundestagswahl. Denn es geht bei der Vermittlung von Grundbildung nicht nur um Lesen, Schreiben und Rechnen. Den Lernenden soll auch die Teilhabe am politisch-gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden.

Prominente Unterstützung gibt es von der früheren Bundestagspräsidentin: „Man stelle sich vor: Die Einwohner einer Großstadt können nicht wählen, weil sie nicht wissen, wie sie es anstellen sollen!“, bringt es DVV-Präsidentin Prof. Rita Süssmuth auf den Punkt. „Wählen ist aber ein fundamentales Bürgerrecht. Es ist ein Armutszeugnis für ein reiches Land wie Deutschland, wenn so viele Menschen an diesem Grundrecht nicht partizipieren können“.