Digitale Grundbildung

Von li.: Dr. Lutz Goertz, Dr. Klaus Buddeberg, Joachim Sucker, Ernst Lorenzen, Nadine Engel, Ernst Stimmer | Foto: Achim Scholz

Von li.: Dr. Lutz Goertz, Dr. Klaus Buddeberg, Joachim Sucker, Ernst Lorenzen, Nadine Engel, Ernst Stimmer | Foto: Achim Scholz

Digitale Kompetenz gehört neben den Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen zu den Kenntnissen und Fertigkeiten, die gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Welche Konzepte für digitale Grundbildung werden bereits erfolgreich genutzt und was bedeutet das für die praktische Arbeit in den Erwachsenenbildungseinrichtungen?

Diese und weitere Fragen diskutierten am 19. November etwa 50 Teilnehmende der Fachtagung Digitale GrundBILDUNG – was ist eigentlich gemeint? im Forum St. Joseph in Hannover. Eingeladen hatte Oksana Janzen von der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung mit der Zielsetzung, Perspektiven zu entwickeln und die eigene Rolle dabei zu reflektieren.

Zunächst nannte Dr. Klaus Buddeberg als Mitverfasser der LEO-Studie 2018 in seinem Vortrag „Digitale Praktiken und Grundkompetenzen“ interessante Zahlen: Während bei der Nutzung von Smartphones, Tablets, SMS und Whatsapp, beim Lesen in sozialen Netzwerken und Erklär-Videos keine signifikanten Unterschiede zwischen Menschen mit geringer Literalität und der Durchschnittsbevölkerung bestehen, sind sie beim Schreiben von E-Mails, beim Gebrauch von Computern mit Internetzugang und beim Lesen im Internet schon gravierend.

Als Bildungsbedarfe ergeben sich aus der LEO-Studie 2018 u.a. allgemeine IT-Kompetenz, digitale Aspekte am Arbeitsplatz, ein kritischer Umgang mit Datensicherheit und der Glaubwürdigkeit von Nachrichten im Internet.

In der von Dr. Lutz Goertz (mmb Institut GmbH) moderierten Podiumsdiskussion nahmen neben Dr. Klaus Buddeberg, Joachim Sucker (Allesauszucker – Innovationsbegleitung), Ernst Stimmer (EDV-Leiter der VHS Lüneburg) auch Nadine Engel vom Regionalen Grundbildungszentrum an der VHS Oldenburg und Ernst Lorenzen von der ABC-Selbsthilfegruppe Oldenburg teil.

Lorenzen schilderte aus Sicht eines Lernenden, dass er täglich E-Mails liest und schreibt und das Tablet zu seinem ständigen Begleiter geworden ist, da er täglich informiert sein will.

Ernst Lorenzen und Nadine Engel / Foto: Achim Scholz

Ernst Lorenzen und Nadine Engel | Foto: Achim Scholz

Als Lernbegleiterin berichtete Nadine Engel, dass die digitale Grundbildung in allen Grundbildungskursen der Volkshochschule Oldenburg durch eine Freiarbeitsphase am Computer integriert ist und gerade in heterogenen Lerngruppen sehr nah am einzelnen Lernenden ausgerichtet werden kann. In der Freiarbeitsphase wird der Lernende bei seinen Interessen abgeholt und entscheidet selbst, mit welchem Programm auf welchem Lernniveau er üben möchte. Um Lernenden Übungen empfehlen zu können, sollte man einige Programme kennen und vor allem selbst ausprobiert haben. Dabei ist es nicht wichtig, alles im Detail zu wissen und bedienen zu können. Lernbegleiter sollten sich ebenfalls als Lernende begreifen und können durch ihr Vorbild das Prinzip Learning by doing veranschaulichen und eine positive Fehlerkultur prägen.

Ernst Stimmer bestätigte, dass Digitalisierung zum Anfassen und eine hohe Individualisierung in Kursen die Akzeptanz der Lernenden vergrößere. Joachim Sucker sieht in der Kursleitung einen Dirigenten für verschiedene Instrumente bzw. einen Gastgeber und keinen Vorturner, aber oftmals fehle noch die Sattelfestigkeit, um mit den Teilnehmenden gemeinsam zu lernen. Ernst Lorenzen wünscht sich Lernbegleiter, die ihn auf Augenhöhe unterstützen, eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, ihn das Tempo selbst bestimmen lassen, Ängste abbauen und sich auch um soziale Probleme kümmern.

Bei der Frage nach didaktischen Konzepten nannte Klaus Buddeberg anlassbezogene Angebote, während Joachim Sucker auf digitale Videospiele, Moocs, Video Tutorials und begleitende VHS-Gruppen setzt. Diskutiert wurde die Frage, ob zuerst ein Video-Input kommen und dann das Lesen perfektioniert werden solle oder zuerst das Lesen und Schreiben gelernt und dann die Videos eingesetzt werden sollen.

Nadine Engel verwies auf die niedrigschwellige Lernsoftware Beluga und die abc-Lernwerkstätten, die auch von Kursleitenden ohne große digitale Kompetenzen einzusetzen sei. In diesem Bereich könne sich ein Team auch intern gegenseitig fortbilden.

Ergebnissammlung: Hürden und Lösungen bei der digitalen Grundbildung | Foto: Achim Scholz

Ergebnissammlung: Hürden und Lösungen bei der digitalen Grundbildung | Foto: Achim Scholz

Zeitgleich zur Podiumsdiskussion wurden über eine digitale Pinnwand (Padlet) Teilnehmerfragen und –meinungen geäußert, die sogleich auch mit diskutiert werden konnten. Über ein Live-Feedbacksystem (Tweedback) bot ein Quiz-Feature die Möglichkeit, Multiple-Choice-Fragen an die Zuhörenden zu stellen.

Zur Vertiefung der Thematik erfolgten noch zwei Workshop-Phasen. Im Workshop „Monitor digitale Bildung Deutschland“ von Dr. Lutz Goertz wurden Hürden und Hindernisse für die Umsetzung digitaler GrundBILDUNG identifiziert (orange Karten) und Lösungsansätze gefunden (grüne Karten).