
Dr. Bernd Althusmann, Astrid Vockert mit Brigitte van der Velde und Ernst Lorenzen (v.li.)
Unter diesem Motto hatten die VHS Oldenburg und der Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsens zum diesjährigen Weltalphabetisierungstag am 8. September Gäste aus Politik, Wirtschaft und Bildung sowie betroffene Analphabeten in das Bildungshaus an der Karlstraße eingeladen. „Die Bildungsrepublik Deutschland kann sich nicht 7,5 Millionen Analphabeten leisten“, erklärte Astrid Vockert, CDU-Vizepräsidentin des Niedersächsischen Landtages. Sie sprach sich vor den über 100 Anwesenden nicht nur für einen Bildungspakt, sondern auch für mehr finanzielle Unterstützung für die Grundbildung seitens des Landes und der Kommunen aus „Alle Beteiligten haben sich jahrelang geduckt – es ist an der Zeit, das Problem ehrlich zu behandeln.“
Oldenburgs Oberbürgermeisters Prof. Dr. Gerd Schwandner bezeichnete in seiner Begrüßungsrede die Zahl von 15000 Analphabeten in Oldenburg als erschreckend. „Dies ist eine dringliche Handlungsaufforderung gerade für die Kommune. Wir wollen es uns nicht erlauben, Tausende von Menschen in der Stadt von der Teilhabe auszuschließen.“
Es folgte ein Impulsreferat vom Niedersächsischen Kultusminister Dr. Bernd Althusmann. Als derzeitiger Präsident der Kultusministerkonferenz gab er die Zusage, auf Bund-Länder Ebene ein mit den Kommunen abgestimmtes Programm auf den Weg zu bringen mit dem Ziel, Grundbildung zu fördern und Analphabetismus abzubauen.
Es folgte die Vorstellung der ABC-Selbsthilfegruppe Oldenburg, die im April 2011 von den Lernenden Ernst Lorenzen und Brigitte van der Velde aus der Taufe gehoben wurde. Die beiden wollen anderen Mut machen und konkret bei dem persönlich schwierigen Schritt unterstützen, einen Alphabetisierungskurs aufzusuchen. Sie präsentierten auch Wünsche und Forderungen der Lernenden.
Nach kurzer Vorstellung ihres bemerkenswerten Projekts nutzten sie die Gelegenheit, ihre Website vorzustellen und freizuschalten.
Ab sofort ist die Selbsthilfegruppe unter www.abc-selbsthilfegruppe.de zu erreichen.
Brigitte und Ernst lasen dann noch abwechselnd Textbeispiele von Lernenden, was alle Anwesenden tief beeindruckte und bewegte. Beim Marktplatz der Möglichkeiten standen sie den Pressevertretern und zahlreichen Gästen an ihrem Selbsthilfestand Rede und Antwort.

Podiumsdiskussion
Abschließend stand eine Podiumsdiskussion auf dem Programm. Eugen Gehlenborg, Ministerium für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen (MWK), Ellen Abraham, Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V., Andreas Klepp, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Niedersachsen, Prof. Dr. Dirk Lange, Direktor der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung Niedersachsen, Volker Trautmann, Geschäftsführer des Jobcenters Oldenburg und Ute Koopmann vom Deutschen Volkshochschulverband diskutierten, wie sich der von Annette Schavan und Bernd Althusmann angestoßene Grundbildungspakt in Niedersachsen umsetzen lässt. Dabei wurde der unbefriedigende Status Quo und der Handlungsbedarf noch einmal gut herausgearbeitet. Das MWK will die in der Alphabetisierungsarbeit Niedersachsens herausragenden Volkshochschulen (u.a. Oldenburg) beim Aufbau von Grundbildungszentren finanziell unterstützen, um die Kompetenzen zu bündeln und Multiplikatoren auszubilden.
Wünschenswert auf der insgesamt gelungenen Veranstaltung wäre lediglich eine stärkere Einbindung der Wirtschaft gewesen. Grundbildung ist nicht nur eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, sie ist gerade mit Blick auf den beklagten Fachkräftemangel im ureigensten Interesse der Unternehmen.