Die jährliche Tagung Zukunft Basisbildung fand in diesem Jahr vom 18. bis 19.06.2012 unter dem Motto „Social Media and Web Literacy“ in der Fachhochschule Joanneum in Graz statt. Da in diesem Bereich auch das ABC-Team aus Oldenburg in aktuellen und künftigen Projekten Schwerpunkte setzt, nahm auch Karsten Cornelius an der Tagung teil, um sich über den Stand der Dinge und aktuelle Trends zu informieren und auszutauschen. In diversen Referaten und Workshops wurden Konzepte und Technologien erläutert und Projekte vorgestellt.
Bei hochsommerlichen Temperaturen in Graz begrüßte Mag.a Beate Gfrerer die Teilnehmer im angenehm klimatisierten Audimax. Sie betonte die immer deutlicher werdende Notwendigkeit, die grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen durch eine vierte zu ergänzen: Web Litercay. Die Kompetenz, sich in der digitalen Welt sozialer Medien zu bewegen, wird schon bald einen ähnlich hohen Stellenwert haben, wie das Lesen selbst. In der folgenden Eröffnung wurden von Dr. Heinz M. Fischer (FH Joanneum) und Mag. Martin Netzer (Bild) vom österreichischem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur die jeweiligen Sichtweisen aus Lehre bzw. Politik verdeutlicht.
Das erste Hauptreferat, ein Highlight der Veranstaltung, hielt Ton Zijstra: Owning your Learning Path – Zum Lernen in der Netzwerkgesellschaft. Angenehm untechnisch erklärte Zijstra moderne Netzwerkstrukturen und Hierarchien.
Sehr anschaulich zeigte er auf, wie sich zeitgemäße Konzepte und Technologien dem menschlichen Sozialverhalten anpassen (und nicht umgekehrt, wie in den Anfangstagen der digitalen Revolution) und wie sie sich auf das Lernen auswirken. Dabei wurde konsequent vermieden, auf konkrete Werkzeuge wie Twitter oder Facebook einzugehen. Zijstra: „Tools kommen und gehen. In ein paar Jahren verwenden wir vielleicht schon völlig andere als heute.“
Dr. Eduard A. Stöger und Mag. Markus Bönisch von Statistik Austria lieferten mit ihrem Referat eine Statusbericht zur OECD-Studie über Alltagsfähigkeiten von Erwachsenen (PIAAC) in Österreich. Dabei wurden vorwiegend Belege für verbreitete Hypothesen geliefert, wie etwa Zusammenhänge zwischen Bildung und Nutzung moderner Medien, die von 95 % der höher Gebildeten genutzt werden. Bei den verbleibenden 5 % dürfte es sich vorwiegend um bewusste Vermeidung handeln. Insgesamt wird auch hier sehr deutlich, welche große Rolle die „vierte“ grundlegende Kulturtechnik in der Grundbildung spielen wird.
Nach dem ausgezeichneten Mittagsbuffet folgte das Referat von Lena Doppel: Wer postet mit? – Social Media Kommunikation für Bildungseinrichtungen.
Ihr äußerst unterhaltsamer Vortrag beschäftigte sich mit der Frage „Soziale Netzwerke – was ist das überhaupt?“ Doppel lieferte eine gelungene Präsentation, die auch ein Highlight hätte werden können. Leider wurden ausschließlich die neuen Möglichkeiten von Social Media behandelt. Die neuen Gefahren kamen etwas zu kurz. Kritische Nachfragen aus dem Publikum wurden mit Sätzen wie „Alles was es im richtigen Leben gibt, gibt es auch im Netz“ beantwortet. Das mag für sich genommen zwar stimmen, wird den neuen, zusätzlichen Facetten, mit denen Social-Web-Nutzer – oft ohne es zu wissen – konfrontiert sind, nicht gerecht, wie es sich aktuell z.B. hier, hier oder hier andeutet.
Im Workshop Kooperative Online-Tools – Online-Tools für die Basisbildung im Praxistest zeigte Renate Ömer (Bild) Interessierten, wie sie Web-Tools wie Chat-Programme oder Youtube-Videos in den Unterricht einbauen können.
Bloggen für Bildungsbenachteiligte hieß der Workshop von Dl Birgitta Loucky-Reisner, in dem das sehr interessante Projekt Zukunftswege vorgestellt wurde, das sich ausschließlich an junge Frauen richtet. Auf einem Blog wird eine Geschichte erzählt, deren Verlauf von den Nutzerinnen interaktiv gestaltet wird.
Dr.in Barbara Andree und Dipl.-Päd.inRosmarie Zarfl berichteten in Podcasts, Handys, Blogs und Plattformen im Basisbildungsunterricht – Erfahrunge aus der Praxis aus eben jener und stellten ihr innovatives Konzept vor, bei dem Podcasts als Lernhilfen für die Teilnehmer produziert und ausgegeben werden.
Am Folgetag wurde zunächst dieser nett gemachte Film vom Alfatelefon Österreich gezeigt:
Ob der Film die Zielgruppe letzlich ansprechen und motivieren wird, bleibt abzuwarten. Interessant ist sicherlich das Ergebnis der im Anschluss der Vorführung durchgeführten Befragung zum Film.
Das anschließende Referat von Dr.in Sandra Schön und Dr. Martin Ebner mit dem Titel Lehrtexte als Bücher in der Sackgasse oder auf der Überholspur nutzten die Referenten hauptsächlich zur Vorstellung des bemerkenswerten Projekts L3T. Das steht für Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien. Es ist komplett kostenlos im Netz erhältlich.
Wegen des Heimflugs musste die Veranstaltung schweren Herzens etwas früher verlassen werden. Abschließend noch der Dank an die Veranstalter für die tolle Organisation, die Versorgung mit Speisen, Getränken, Snacks, WLAN und an die vielen allgegenwärtigen und freundlichen helfenden Hände.