Schweizer Fachtagung »Digitalisierung und Grundkompetenzen«

Bild: Christian Maag moderiert

 

»Einen Blick auf die Gegenwart der Zukunft« versprach die Fachtagung Digitalisierung und Grundkompetenzen, die der Schweizer Dachverband Lesen und Schreiben am 3. November 2017 in Bern abgehalten hat. Die Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz boten eine gelungene Veranstaltung, bei der auch die Volkshochschule Oldenburg mit einem Workshop vertreten war.

Christian Maag, Geschäftsführer des Dachverbands Lesen und Schreiben, führte durch das informative und inspirierende Programm der überaus gut besuchten Tagung. Angefangen beim Problem unterschiedlicher Definitionen davon, was genau mit Begriffen wie Digitalisierung überhaupt gemeint ist, wurden gesellschaftliche, politische und praktische Aspekte thematisiert. Zunächst gab Rémy Hübschi, Staatssekretariat Bildung, Forschung und Innovation, einen kurzen Überblick über die Situation in der Schweiz und das Weiterbildungsgesetz WeBiG zur Förderung arbeitsplatzbezogener Grundkompetenzen.

Im Anschluss behandelte Périne Brotcorne, Soziologin aus Belgien, das Thema »Digitale Ungleichheiten«. Mit detailliertem Zahlenmaterial gab sie einen Überblick über die Lage in Belgien und arbeitet anschaulich die soziale Dimension heraus. Ungleichheiten für sich genommen seien noch kein Problem, sie würden es erst, wenn sie zu sozialem Ausschluss führen. Brotcorne präsentierte Überlegungen zu der großen Herausforderung, wie Menschen mit unzureichenden Grundkompetenzen nicht abgehängt werden müssen, sondern selbst vom Potenzial neuer Entwicklungen profitieren können.

Es folgte das Referat von Martin Ebner aus Österreich. Er leitet den Bereich Lehr- und Lerntechnologie an der TU Graz. Auch Ebner hatte interessante Zahlen zu bieten, etwa über den Wandel bei den Kommunikationstools im Lehrbetrieb. Seine Kernthese ist, dass eine wie auch immer geartete Digitalisierung in der Bildung nur über die Lehrenden gelingt, nicht über die Werkzeuge. Den Grund sieht er darin, dass Werkzeuge keine Inhalte lieferten – diese kämen nur von den Lehrenden. Diese beinahe schon verblüffend simple Erkenntnis wurde mit diversen Beispielen aus der Praxis belegt. Nur qualifizierte, und vor allem motivierte Lehrende sind überhaupt erst in der Lage, den zahlreichen neuen Möglichkeiten einen didaktischen Mehrwert zu geben.

»Alles auf App – Neuland in der Grundbildung?« hieß einer der fünf Workshops am Nachmittag. Karsten Cornelius präsentierte die Lernsoftware BELUGA, die er am Regionalen Grundbildungszentrum an der VHS Oldenburg gemeinsam mit Nadine Engel entwickelt. Im Workshop wurden die Erfahrungen und Überlegungen erläutert, die der Gestaltung und Konzeption zugrunde liegen. Die Software stieß auf großes Interesse, insbesondere die ansprechende Gestaltung, die leichte Zugänglichkeit und die geplante Umsetzung als Web-Anwendung und App wurden positiv aufgenommen. Es wurden zahlreiche Fragen, Wünsche und Anregungen geäußert. Alle Punkte werden nun im Team besprochen und auf Umsetzbarkeit geprüft.

Mit der Vorstellung ihres bemerkenswerten Kunstprojekts »These ain’t no books« setzten Ivan Weiss und Michael Kryenbühl einen kreativen Schlussakzent dieser gelungenen Tagung. Am Ende blieb es wie angekündigt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen ebenso viele Fragen mit, wie sie mitbrachten. Allerdings sind es ganz neue Fragen – und die Lust zu neuen Ufern.
 
 

1 Kommentar
  1. Ihr kommt ja wirklich gut rum in Europa. Freut mich sehr für die Schweizer Kollegen, dass Sie auch in den Genuss von BELUGA kommen können.

    Viele Grüße aus Münster

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