Wenn Erwachsene lesen lernen

Mit mehr als 200 Teilnehmenden fand am 29. März die Bilanzkonferenz „Wenn Erwachsene lesen lernen … Alphabetisierung — Grundbildung — Teilhabe“ im Berliner Congress Center statt. Im Plenum und in acht Fachforen wurden die Entwicklungen und Ergebnisse des Förderschwerpunktes „Forschung und Entwicklung zur Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ diskutiert. Während einer Projektmesse präsentierte Achim Scholz die Ergebnisse des A.B.C.-Forschungsprojektes – u.a. eine DVD mit einer Auswahl der entwickelten und erprobten Lehr- und Lernmaterialien sowie Film- und Tondokumentationen.


In ihrer Eröffnungsrede forderte Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), dazu auf, mehr passgenaue Angebote für die Betroffenen und insbesondere auch arbeitsplatzbezogene Grundbildungsangebote zu entwickeln, d.h. Grundbildung als berufsrelevante Weiterbildung zu begreifen. Die Forschungsergebnisse der nun auslaufenden BMBF-Projekte sollten stärker in der Öffentlichkeit kommuniziert und bestehende Forschungslücken gefüllt werden. In ihrer Rede wies sie auch auf die ABC-Zeitung hin und zitierte daraus einige Aussagen von Lernenden des A.B.C.-Projektes. Sie belegen eindrucksvoll, wie sich ihr Leben geändert hat, nachdem sie es selbst in die Hand genommen und einen Intensivkurs belegt haben.

Vor dem Hintergrund der „leo. — Level-One-Studie“ wurde die Bedeutung der Bekämpfung von Analphabetismus und mangelnder Grundbildung nachhaltig betont. Die Studie belegt, dass es in Deutschland mit 7.5 Millionen Menschen fast doppelt so viele Analphabeten gibt wie bisher geschätzt.
Prof. Dr. Barbara John, Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, forderte im Podiumsgespräch eine Bildungsgarantie für funktionales Lesen und Schreiben. Angesichts des durch die Studie neu erhobenen skandalösen Befundes von 7,5 Mill. funktionalen Analphabeten seien die Schulen stärker in die Verantwortung zu nehmen. Daneben müsse es aber auch Bildungsketten geben, die eine Anschlussfähigkeit gewährleisten.

In ihrem Fazit (Alphabetisierung und Grundbildung — Wie es in Deutschland weiter geht?) machte Kornelia Haugg vom BMBF deutlich, dass es keine Patentrezepte gibt, sondern Prävention und Lernangebote für Erwachsene sowie ein Spektrum unterschiedlicher Lernformen,- formate und –orte notwendig sind. Ein Grundbildungspakt als Verantwortungsgemeinschaft von Bund und Ländern, Unternehmen, Gewerkschaften und Volkshochschulen stehe nun auf der Tagesordnung. Das BMBF wolle einen zweiten Strang aufbauen, damit die bisherige Arbeit nahtlos weiter gehen könne. Neben dem Bund seien nun auch die Länder stärker gefordert, ihren Anteil in das Lösungspaket einzubringen.
Die Türen für das Thema „Analphabeten in Deutschland“ seien derzeit weit geöffnet…

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